„30 Minuten“ – gleich vorneweg: Diese Angabe verstehe ich eher metaphorisch, im Sinne von, dass das Buch schnell gelesen und dessen Inhalt rasch erfasst werden kann, denn mir hat diese Zeit nicht gereicht. Das vorgeschlagene Querlesen mit Hilfe von blau markierten Textpassagen, dem so genannten „Leitsystem“, hat mir da – zumindest was das Verständnis angeht – auch nicht wirklich geholfen. Dieses empfehle ich lediglich zur Auffrischung nach einer kompletten Lektüre.
Das Buch, das knapp 100 S. umfasst, ist in drei Kapitel gegliedert:
Das 1. Kapitel Wie Sie ein guter Teamleiter werden sprich, wie der Titel schon sagt, den Teamleiter an und bezieht das Team vorerst nicht mit ein. Dies geschieht in Kapitel 2: Die ersten 180 Tage. Hier wird die zeitliche und qualitative Entwicklung des Teams behandelt und gipfelt im 3. Kapitel Wie Sie Top-Teams entwicklen.
Das Buch ist logisch gegliedert und beleuchtet beide Perspektiven sehr gut – die des Teamleiters und die des Teams. Hilfreich ist der Teamkompetenzen-Test am Ende des Buches, der die persönlichen Teamkompetenzen jedes Teammitglieds in den Bereichen Kooperationsgemeinschaft, Haltung, Kommunikation, Selbstkenntnis und Strukturfähigkeit ermittelt.
Man liest raus, dass erfolgreiche Teamleitung darin besteht, sich selbst und das Team gut zu kennen, bzw. kennen zu lernen und über die eigenen Verhaltensweisen als Teamleiter kritisch zu reflektieren – auch die Teamleitung muss sich kontinuierlich in Frage stellen, ggf. ihren Blickpunkt wechseln und ihren Standpunkt von allen Seiten betrachten. Es geht darum, wie man es schaffen kann, innerhalb eines Teams die „Motivation der Einzelnen“ und deren Vorstellungen mit der Struktur des Teams zu vereinbaren. Hofert und Visbal verstehen Teamleiter als „Coaches und Menschenentwickler“ – keineswegs nur als Führungskraft im herkömmlichen Sinne. Und sie räumen mit alten Regeln auf, verabschieden sich „von der falschen Vorstellung, dass [alleine] Harmonie ein gutes Team ausmacht.“
Ein Buch, das sich in erster Linie an frisch gebackene Teamleiter richtet, denen die Erfahrung fehlt.
Ich verstehe das Buch als guten Leitfaden, aber es sollte dem Leser auch bewusst sein, dass es sich einmal mehr um ein Thema handelt, dass sich in der Praxis anders darstellt als in der Theorie.
Was mich sehr angesprochen hat, ist dass die Autoren für mehr Zeit in der Entwicklung innerhalb der Teambildung und -festigung plädieren. In einer schnelllebigen Zeit wie heute ist das nicht selbstverständlich. Ungeduld ist also nicht angebracht!
Schön ist auch, dass der Blickwinkel umgekehrt wird: Die weit verbreitete Handhabung, Teamleiter einzusetzen, um ein Team zu einem besonderen Ziel zu führen, wird hier umgekehrt in eine Vorgehensweise, in der der Leiter eingesetzt wird, um überhaupt erst einmal herauszubekommen, zu was ein bestehendes Team überhaupt in der Lage ist. Ziele werden hier erst nach einer genauen Analyse des Teams gesteckt.
Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre!
Alle Daten im Überblick:
HOFERT, Svenja, Thorsten VISBAL, 2016. 30 Minuten: Teams führen. Offenbach: GABAL Verlag GmbH. ISBN 978-3-86936-711-8
Kartoniert, 96 S., 8,90 €
Zu bestellen bei GABAL.
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Stand Blogeintrag: 14.03.2016